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Reisebericht Calafat Dezember 2013

in Und so fahren wir 06.01.2014 14:11
von The Wall • "Mr. IRS Criminal Investigation Division" | 5.150 Beiträge | 5283 Punkte

Reisebericht Calafat 25.12.13 – 02.01.14

Packen und Anreise
Zur Übernachtung im Fahrerlager haben wir einen Wohnwagen reserviert (Kontaktadresse über Doc Scholl, Abwicklung erfolgt separat vor Ort), sodass wir unsere Reise mit einem Pkw und einem Anhänger antraten. An Heiligabend nachmittags wurden die letzten Dinge im Anhänger verzurrt: neben dem Motorrad inklusive Ersatzreifen, Benzinkanister, Montageständer und natürlich Werkzeug noch allerlei Camping-Zubehör wie eben Stühle und Tisch, Heizung (kleiner Ölradiator), Mini-Grill und sogar zwei Fahrräder.  Wir hatten die Hoffnung, damit mal zum Strand fahren zu können; dazu später nähere Infos.
Insgesamt hatten wir von Minden bis Calafat etwas über 1.700 km vor uns. Die Reiseroute führt über Luxembourg und Frankreich nach Spanien und bei der Planung war die ADAC-Mitgliedschaft von Vorteil: Man bekommt kostenlos eine detaillierte Routenplanung inklusive einer Vorschlagsliste an der Strecke liegender Hotels (bei Vorausbuchung über ADAC noch Rabatt) sowie Länder-„Tour-Sets“, das sind Broschüren mit allen wichtigen Infos über Verkehrsregeln, Maut-Gebühren, Tankstellen etc. für jedes Land. So spart man sich einerseits die Recherche für derlei Besonderheiten und ist andererseits gut gerüstet, wenn das Navi ausfällt. (Erwähnenswert sei an dieser Stelle noch, dass die Autobahnen in Frankreich und Spanien ihre Maut wert sind; wir rollten dort pflegeleicht die gesamte Strecke ab und hatten wirklich nur in Deutschland schlechte Straßenverhältnisse und irgendwelche Baustellen zu durchqueren.)
Am 25.12. gegen 8.00 Uhr ging es richtig los. Mit Anhänger waren wir geschwindigkeitsbegrenzt, so sind wir am ersten Tag bis Beaune in Frankreich gefahren und haben dort in einem Hotel übernachtet. (Achtung, vorher beachten: wer nicht im Voraus bucht, kann zwar die maximale Fahrtzeit nutzen und erst im letzten Moment nach einem Hotel Ausschau halten – aber die günstigeren Hotels haben ihre Rezeption ggf. nicht über Nacht besetzt, sondern dort ist das Einchecken nur bis frühen Abend möglich. Man muss also nehmen bzw. zahlen, was übrig bleibt, oder im Auto schlafen...) Am zweiten Tag haben wir dann den Rest bis nach Calafat hinter uns gebracht. Schon etwa eine halbe Stunde vor Ankunft sieht man das Meer, und beim Eintreffen an der Strecke spürt man den Küstenwind, der von den nahegelegenen Bergen zurückgeworfen wird. Wir kamen etwa gegen 17.00 Uhr bei Sonnenschein und etwas stürmischem Wind an.

Erste Organisation vor Ort
Die meisten Leute waren schon da, es herrschte reges Treiben im Fahrerlager und bei der technischen Abnahme. Zuerst haben wir nach „unserem“ Wohnwagen gesucht. Hier wurde deutlich: Wettkampf findet nicht nur auf der Strecke statt: Der Wohnwagen wurde zwar ursprünglich auf unseren Wunsch hin vor der gemieteten Box abgestellt, aber die restlichen „Boxen-Mitbewohner“ haben ihn zur Seite geschoben, um den Platz für sich zu beanspruchen. Pech gehabt, wer zu spät kommt... tss... ;-) Den Wohnwagen haben wir dann also dorthin geschoben, wo bereits Freunde von uns ihre riesige Wagenburg und Pavillon-City aufgebaut hatten.
Dann wollte ich mich in der Box anmelden, um mit meinem Motorrad einzuziehen. Das erwies sich leider als eine Enttäuschung, da die Box nicht mehr als einer Garage mit Platz für einen PKW entspricht, mit nur einer Doppelschwingtür, die zur Boxengasse abgewandten Seite (!) aufgeht. Auf dieser Seite sind alle Boxen von Wohnwagen und Wohnmobilen dermaßen zugeparkt, sodass man das Moped nicht einmal bis in die Box fahren kann, sondern schon zwischen dem Gewusel rangieren muss.
Ich hatte mir die Box mit anderen Fahrern geteilt, wie es auf Rennstrecken oft üblich ist, und mir lediglich einen Stellplatz darin gemietet, um direkt an der Boxengasse jederzeit mein Moped stehen lassen und ggf. reparieren zu können. Gemeinsam mit weiteren neun Mopeds darin war die Box allerdings so voll, dass man sich nicht mehr großartig bewegen konnte. Zudem befand sich in der Box nur eine einzige Steckdose und die Wände waren gefliest; es gab keine Möglichkeit, irgendwo etwas aufzuhängen oder abzulegen. Unterm Strich sind diese Garagen also nicht im üblichen Sinne als Box zu gebrauchen und eher entbehrlich.
Einziger Vorteil der Boxengasse: es führen mehrere Treppen hinauf, um auf den Dächern einen direkten Blick auf die Start- /Ziel- Gerade und auf das gesamte umliegende Gelände zu werfen, inklusive Meereshorizont. So einen Ausblick hat man wohl an anderen Rennstrecken nicht. ;-)
Nachdem wir unseren Anhänger ausgepackt und den Wohnwagen eingerichtet hatten (mit anfänglich kleinen Schwierigkeiten bei der Stromversorgung, es gilt wie häufig in Fahrerlagern / Campingplätzen: immer genügend Verlängerungskabel / Kabeltrommel mitnehmen!), wurde das Gelände erkundet. Das ging schnell, denn das Fahrerlager ist nicht wirklich groß.
Die sanitären Anlagen haben schon einige Jahre hinter sich. Die Duschen befinden sich in Einzelkabinen direkt neben den Toiletten, jedoch gibt es keinerlei Haken oder Ablageplatz für Kleidung oder Handtuch. Und ein ebenfalls von anderen Veranstaltungen bekanntes Problem, wo viele Sportler aktiv sind: Warmes Wasser gibt es nur antizyklisch, sprich: am späten Vormittag, direkt nach den Turns oder erst wieder spät abends.
Vorne an der Boxengasse gibt es einen kleinen, offenen Raum, in dem der Veranstalter noch Anmeldungen entgegennahm, ein Zeitmonitor aufgestellt war, und jeden Tag große Kisten mit Mandarinen den südländischen Teil gesunder Sportlernahrung anboten. ;-)
Direkt davor fand auch die technische Abnahme statt, wie erwartet, gab es dort keine Probleme 

Ablauf Renntraining
Am nächsten Morgen startete um 08:30 Uhr die obligatorische Fahrerbesprechung, danach ging es in den einzelnen Gruppen ans Fahren. Die Strecke ist wirklich schön zu fahren und macht sehr viel Spaß. Die spanische Sonne verwöhnt ganztägig mit ausreichend hellen Sichtverhältnissen, aber der Küstenwind kann zum Jahresende schon etwas stürmischer ausfallen. An einem Tag war es so windig, dass mehrere Fahrer einen Turn ausfallen ließen. Wenn man vier Tage Rennstrecke am Stück bucht, kann man aber ja getrost einen einzelnen Turn aus Sicherheitsgründen ausfallen lassen, ohne etwas zu verpassen.
Morgens und abends kann die Sonne ggf. ein ganz bisschen blenden. Doc Scholl hat als Veranstalter diese Beeinträchtigung gleichmäßig auf alle Fahrer verteilt, indem die Gruppeneinteilungen jeden Tag zeitlich rotierten. Man hatte also im täglichen Wechsel entweder nur morgens oder nur abends mal die Sonne im Visier, aber auch das nur minimal. Da der Blick ja nicht gen Horizont sondern in Richtung Kurvenausgang / auf den nächsten Curb / die Linie des Instruktors oder den geplanten Bremspunkt gehört, hat sich niemand über die Sonne Gedanken gemacht.
Eine Besonderheit bei der Veranstaltung mit Doc Scholl ist das abendliche „Mechanikerfahren“. Nach den offiziellen Turns dürfen just vor Sonnenuntergang alle interessierten Mitreisenden der Veranstaltungsteilnehmer (=„Mechaniker, Frauen und Kinder“) mit einem Zweirad (= auch Roller!) für eine halbe Stunde gratis (!) auf die Strecke, unabhängig von PS oder Fahrkönnen. Hierbei ist der Rennmodus verpönt, schließlich sind die Streckenposten zwar noch aktiv, aber wer hier fährt, hat kaum oder gar keine Rennstreckenerfahrung und geht es entsprechend vorsichtig an. So können gleichermaßen Anfänger eine gemütliche 70 km/h –Runde drehen, als auch Kinder mit kompletter Rennmontur auf Minibikes an einander vorbeidüsen.
Ebenfalls findet während der mehrtägigen Gesamtveranstaltung ein 8-Runden-Sprintrennen statt, das in verschiedenen Leistungsklassen ausgetragen wird, sowie ein 4h-Rennen, welches in Teams bestritten wird. Letzteres sogar mit einem aufregenden Le Mans Start, welcher von den Dächern der Boxen gut zu beobachten ist.
Die Strecke selbst ist relativ gut zu lernen, aber wenn man wirklich schnell sein will, durchaus tricky. Aber sie macht eine Menge Spaß.

Und sonst so?
Das Wetter in Spanien war immer trocken bei so zwischen 15 und 20°C tagsüber, allerdings oft sehr windig. Nachts wurde es dann empfindlich kalt, sodass die Heizung im Wohnwagen durchgängig in Betrieb genommen wurde. (Gezeltet wurde in diesem Fahrerlager definitiv nicht; es wurde ausschließlich in Wohnmobilen, Wohnwagen oder Sprintern übernachtet.)
Abends saßen wir mit unseren Mitstreitern in deren Pavillon-City, man konnte aber auch in die „Bar“ gehen, einer Wellblechbarracke auf dem Gelände. Dort gibt es ein schmales Essensangebot (spanischer Anbieter, nicht vom Veranstalter) und gutes, frisch gezapftes Bier, welches von vielen Besuchern ganztägig genossen wurde. 
Wer sich nicht nur Rennspaß sondern auch Urlaubsgefühl gönnen will, der kann problemlos abends Strandpaziergänge bei Sonnenuntergang erleben. Wir haben abends zwischen 17 und 18 Uhr zu Fuß eine Bucht von Calafat erkundet und an einem anderen Abend ca. zehn Autominuten von der Rennstrecke entfernt im Ort L’Ametlla de Mar eine richtige Strandpromenade und einen Yachthafen. Die felsige Küste mit vielen einzelnen Buchten ist durchaus sehenswert!
Da die Region ansonsten keine Tourismus-Hochburg ist, sind die umliegenden Dörfer eher verschlafen und beinhalten keine weiteren Sehenswürdigkeiten. In Calafat gibt es einen kleinen Laden, in dem man ggf. Getränke kaufen kann, ansonsten ist das Angebot recht eingeschränkt und die Öffnungszeit ist auch nur von 9 bis 13 Uhr. Im Nachbarort L’Ametlla de Mar gibt es aber einen großen Supermarkt, in dem man wirklich alles vergleichbar einkaufen kann wie hier in Deutschland in jedem Edeka-Supermarkt. Ebenfalls kann man in diesem Ort auch durch die Hafensiedlung bummeln, dort gibt es noch andere einzelne Geschäfte. Da wir ja immer erst abends nach den Turns loszogen, haben wir uns auf zwei Küstenspaziergänge beschränkt, das war aufgrund der schönen Sonnenuntergänge schon ausreichend Urlaubsprogramm. ;-)

Abschlussveranstaltung und Heimreise
Zu Silvester gab es dann in der „Bar“ die Siegerehrungen für das Sprintrennen und das 4h-Rennen, mit anschließender Feier inklusive Live Band. Die Stimmung war ausgelassen und gut, die Abendgarderobe eher praktisch und – bis Mitternacht durchzuhalten fiel dem Einen oder Anderen dann doch schon schwer, nach dieser sportlichen Woche an der frischen Luft! ;-)
Wir sind an Neujahr schon ganz früh gestartet, tapfer bei Sonnenaufgang gegen 8 Uhr morgens rollte unser Lastenzug schon wieder gen Heimat. Bis Trier sind wir optimistisch in einem Rutsch durchgefahren, bis uns die Müdigkeit dann doch überfiel und wir an einem Autobahnparkplatz einen Stopp zum Schlafen einlegten. Wohl meinend, dass man im Auto „sowieso nicht länger als nur eine knappe Stunde schlafen könne“, wachten wir erst nach vier (!) Stunden wieder auf, um den restlichen Heimweg anzutreten. So kamen wir dann am 2. Januar um 6.45 Uhr wieder zuhause an.
Alles in allem war es ein tolles Renntraining, ein schöner Urlaub und auch ein spannender Road Trip. Wir konnten dem Weihnachtsstress ein wenig entkommen und haben viel gesehen.
Da es hier in Deutschland grad auch nicht recht nach Winter ausschaut, bedauern wir gerade sehr, dass wir für die Straße nur ein Saison-Kennzeichen haben und das nächste Rennstreckentraining noch lange hin ist! ;-)
Im Anhang haben wir mal unsere Kosten für die Tour zusammengestellt, könnte ja interessant sein, falls jemand mal etwas Vergleichbares plant.



[[File:Kosten Calafat.JPG|none|auto]]

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#2

RE: Reisebericht Calafat Dezember 2013

in Und so fahren wir 06.01.2014 14:20
von Gelöschtes Mitglied
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schöner bericht sehr detailiert

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#3

RE: Reisebericht Calafat Dezember 2013

in Und so fahren wir 06.01.2014 19:12
von cowboy • *bockiger Erdnuckel* | 30.780 Beiträge | 30875 Punkte

sehr, sehr schöne Zusammenfassung / schöner Bericht

just for fun würde ich sowas auch zuuuuugerne mal miterleben aber in Anbetracht meiner finanziellen Mittel muss ich da leider andere Prioritäten setzen

So sehen wir uns vielleicht im laufenden Jahr auf einem heimischen Kringel, so sich da terminlich noch was ergiebt

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#4

RE: Reisebericht Calafat Dezember 2013

in Und so fahren wir 07.01.2014 13:36
von The Wall • "Mr. IRS Criminal Investigation Division" | 5.150 Beiträge | 5283 Punkte

das würde uns freuen

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#5

RE: Reisebericht Calafat Dezember 2013

in Und so fahren wir 07.01.2014 16:17
von flori12342 • *Ex-Bengel* | 30.740 Beiträge | 30759 Punkte

Sehr Geil

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